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Zusammen stark

Zusammen stark
Schreinerei Rönnefarth setzt auf moderne Technik und motivierte Mitarbeiter

Aufgeben war für Maik Rönnefarth nie eine Option: Nach der Ahrtal-Flut bauen er und seine 32 Holzwürmer die zerstörte Schreinerei komplett neu auf, mit starkem Teamgeist und zahlreicher Unterstützung. Den Fokus setzt er dabei, wie schon zuvor, auf nachhaltige und energieeffiziente Betriebstechnik.

BM-Redakteurin Miriam Matsche

Rechts und links der Straße sind immer noch deutlich die Spuren der Ahrtal-Flutkatastrophe zu sehen, als ich die letzten Kilometer zur Schreinerei Rönnefarth nach Dernau fahre. Es lässt sich nur erahnen, was sich hier tatsächlich vor drei Jahren abgespielt hat. Und auch wenn die Weinberge im Gegensatz dazu malerisch in der Nachmittagssonne glänzen, fahre ich mit mulmigem Gefühl weiter. Gerade wenn man die jüngsten Ereignisse in Süddeutschland betrachtet, wird klar, dass Überschwemmungen weiterhin ein Thema sind und bleiben werden.

Ganz im Gegensatz zu meinen Eindrücken der Hinfahrt begrüßt mich Maik Rönnefarth überschwänglich. Seine gute Laune und enthusiastische Art sind ansteckend. Schnell kommen wir ins Gespräch und ich erfahre, wie es ihm und seiner Schreinerei in den letzten drei Jahren ergangen ist.

Machtlos sahen sie das Wasser steigen

Am 14. Juli 2021 war bei Rönnefarth tagsüber noch ein Filmteam vor Ort. Doch schon am Abend sollte sich das Leben aller schlagartig ändern, als Dernau von der Flutwelle der Ahr getroffen wird. Maik Rönnefarth und ein paar Mitarbeiter, die noch in der Schreinerei waren, versuchten zwar noch, ein paar Maßnahmen gegen das Hochwasser zu ergreifen, aber es ging alles viel zu schnell. Als das Wasser bei 1,40 m stand, traten sie den Rückzug aufs Dach an. Machtlos und verzweifelt sahen sie mit an, wie das Wasser immer weiter stieg. So verharrten sie unsichere und tränenreiche Stunden, bis das Wasser am nächsten Tag in der Früh so weit zurückging, dass sie nach Hause konnten. Es wusste keiner, wie es den Familien ging, geschweige denn, welches Ausmaß an Zerstörung die Flutwelle mit sich gebracht hatte.

Beeindruckt von den Scharen an Helfern

Doch schon in der Flutnacht schmiedete das ganze Holzwürmer-Team Pläne, die Schreinerei wieder herzurichten, und organisierte Radlader, Container, Gummistiefel, Schaufeln etc. Alle waren froh, überlebt zu haben und motiviert weiterzumachen. Maik Rönnefarth plante, in einem Jahr wieder wie zuvor produzieren zu können. Innerhalb von ein paar Tagen war die verwüstete und vom Schlamm überzogene Werkstatt leer geräumt und sauber gespritzt. Maik Rönnefarth nutzte währenddessen auch Social Media, um aufmerksam zu machen. Einerseits nutzte er es als eine Art Tagebuch, in dem er die Ereignisse und Fortschritte öffentlich dokumentierte. Andererseits konnte er so auch auf kurzem Wege Hilfe und Unterstützung organisieren. Rönnefarth und seine Mitarbeiter waren beeindruckt von den Scharen an Helfern, die kamen, und dem Zusammenhalt untereinander, gemeinsam das Überleben zu sichern und die Folgen der Flutkatastrophe in den Griff zu bekommen. „Es ist nicht in Worte zu fassen, wie die Leute einander geholfen haben. Die Leute sind in der Früh als Fremde gekommen und abends als Freunde gegangen.“

Jeder Tag ein weiterer Schritt nach vorne

Bereits nach einer Woche stellte sein Werkstattmeister die benötigten Maschinen für die Schreinerei zusammen. Schon vor der Flut war Rönnefarth mit den Maschinen von Homag sehr zufrieden und setzte sie durchgehend ein, unter anderem auch um die Software-Durchgängigkeit zu gewährleisten. Und obwohl zu diesem Zeitpunkt finanzierungstechnisch nichts sicher war, hat sich Homag sehr für die Schreinerei eingesetzt und nur gefragt: „Was braucht ihr?“ So konnte Rönnefarth bereits im November wieder mit der Produktion starten. Dank einer Notheizung kamen sie auch über den ersten Winter. „Es war jeder Tag ein weiterer Schritt nach vorne.“

Nachhaltigkeit wird sehr großgeschrieben

Bereits zuvor war die Schreinerei Rönnefarth als sehr energieeffizient bekannt und als Modellbetrieb der Mittelstandsinitiative Energiewende und Klimaschutz (MIE) gelistet. Auch die neuen betriebstechnischen Anlagen sollten dem in Nichts nachstehen, denn „Nachhaltigkeit wird bei uns sehr großgeschrieben“.

Maik Rönnefarth war es wichtig, dass seitens der Mitarbeiter so wenig Zeit und Arbeit wie möglich mit dem Heizen selbst verbracht wird und die Anlage wartungsarm ist.

Endress plante die komplette Holzfeuerungsanlage und lieferte für die thermische Verwertung der Briketts eine Unterschubfeuerung USF-S 100, einen Schlauchgewebefilter für die Feinstaubfilterung sowie die Austragungs- und Steuerungstechnik inklusive einem nachgeschalteten Abgaswärmetauscher. Dieser war eine von vielen Voraussetzungen für eine Prozesswärmeförderung. Bei dem Förderprogramm muss über 50 % der erzeugten Wärme in den Prozess, wie Lackieren/Trocknen, geführt werden. Nachgewiesen wird das durch die installierten Wärmemengenzähler.

Eine weitere Besonderheit ist der Schlauchgewebefilter. Denn dieser filtert die Rauchgase in jedem Betriebszustand kontinuierlich. Somit benötigt die Anlage keinen Bypass und trägt damit optimal zum Umweltschutz bei.

Stromverbrauch wird Luftmenge angepasst

Höcker Polytechnik lieferte die Absaug- und Filteranlage mit Rückluftkanalsystem und anschließender Brikettierung. Gerade die luft- und wärmetechnischen Anlagen, insbesondere die Absauganlage, benötigen sehr viel Strom. Deswegen hat sich Rönnefarth für eine frequenzgesteuerte Anlage entschieden. Denn die Steuerungssysteme können den Energieverbrauch der Absaugventilatoren um bis zu 60 % senken, da der Stromverbrauch dem benötigten Luftmengenbedarf angepasst wird.

Pufferspeicher besser nutzen

Eine Besonderheit, die in der Schreinerei verbaut ist, ist die Funktionsweise des Pufferspeichers. Denn meistens vermischt sich in einem Ein-Zonen-Speicher das aus der Feuerung erzeugte Heißwasser mit dem Kaltwasser aus dem Rücklauf der Heizkreise. Diese Mischwasserschicht verringert die Effizienz des Pufferspeichers, da nur das sehr heiße Wasser oben und das sehr kalte Wasser unten für die Anlage von großem Nutzen ist.

Bei Rönnefarth ist ein sogenannter Zwei-Zonen-Puffer im Einsatz. Das heißt, das noch warme Rücklaufwasser aus der Trockenkammer der Lackiererei wird über eine mittlere Verteilerkammer und über mittlere Puffer-Anschlüsse zum Großteil für das Heizen der Lufterhitzer in der Werkstatt, der Radiatoren im Büro und der Fußbodenheizung in der Ausstellung genutzt, die nicht so hohe Temperaturen benötigen. Außerdem wird mit dem dadurch kälteren Rücklaufwasser auch der Zulauf des Abgaswärmetauschers der Feuerungsanlage noch effizienter genutzt. Noch dazu verfügen die Warm- und Kaltwasserzone über mehr Speicherplatz als beim Ein-Zonen-Speicher, was den Kessel weniger häufig starten lässt. Der Umbau der Wärmeverteilung mit Heizungsmischern der Firma Baunach, die standardmäßig über die Regelung des Endress-Kessels gesteuert werden, erfolgte in Zusammenarbeit mit dem Heizungsbauer im Zuge des Neuaufbaus.

Den Überblick zu behalten, ist herausfordernd

„Die betriebstechnischen Anlagen aufeinander abzustimmen und energieeffizient zu planen ist ein komplexes Thema,“ fasst Maik Rönnefarth zusammen. Denn oft gibt es Unklarheiten und zahlreiche Abstimmungen mit Herstellern und Gewerken, gerade bezüglich der Schnittstellen zwischen den verschiedenen Komponenten und inwieweit diese bereitgestellt werden. Denn diese sind nicht immer zwangsläufig kompatibel bzw. eindeutig definiert. Und im besten Fall sollten dann vor allem förderfähige Elemente verbaut werden, um den hohen Investitionskosten etwas entgegenzusteuern. Hier den Überblick zu behalten, kann herausfordernd sein. „Dennoch möchte ich die Leute motivieren, etwas energetisch zu machen. Denn zum einen spart man langfristig Geld, zum anderen aber auch Ressourcen. Und auch beim Kunden ist das Thema Energieeffizienz ein gutes Verkaufsargument.“

Energiesparmaßnahmen erklären

Es nützt aber nichts, wenn sich nur der Chef Gedanken macht und sich um die Anschaffung energieeffizienter Anlagen, Maschinen etc. kümmert. Auch den Mitarbeitern muss man Energieeinsparpotenziale verständlich machen. Deswegen gibt es in seiner Schreinerei zwei Leute, die sich der Sache angenommen haben und dafür verantwortlich sind, die Ziele an die Mitarbeiter heranzutragen und zu erklären, wie Heizkosten gespart werden können, zum Beispiel, wann es sinnvoll ist, Tore auf- oder zuzumachen usw.

Auf Augenhöhe mit den Mitarbeitern

Die Mitarbeiter einzubinden und zu motivieren, das Team-Gefühl zu stärken, das ist eine der großen Stärken, die die Schreinerei ausmacht. Maik Rönnefarth möchte die „Komfortzone Arbeit“ so angenehm wie möglich gestalten, sodass die Mitarbeiter gerne zur Arbeit kommen. Dazu gehört für ihn ein moderner, organisierter und sauberer Arbeitsplatz ebenso wie regelmäßige gemeinsame Events und Ausflüge. Und was mit Sicherheit auch ein Anreiz ist, ist die übertarifliche Bezahlung. Außerdem versucht er, so gut wie möglich auf die einzelnen Lebenssituationen der Mitarbeiter beispielsweise mit flexiblen Arbeitszeiten einzugehen, sei es ein frischgebackener Papa oder eine längere Reise ins Ausland.

Aber ein wichtiger Aspekt ist auch, seine Mitarbeiter zu kennen. Denn der eine ist damit zufrieden, was er macht, und ein anderer will mehr. Dann ist es wichtig, diesem Mitarbeiter entsprechende Perspektiven, wie Weiterbildungen etc., in Aussicht zu stellen und umzusetzen. „Man muss Menschen dazu bringen, dass sie gerne bleiben. Motivation ist das eine. Aber man muss sie auch ziehen lassen können. Und manchmal kommen sie dann auch wieder zurück.“ Die Herausforderung bei der Mitarbeiterführung sieht er darin, dass sich Geben und Nehmen im Gesamten die Waage halten müssen.

Für Maik Rönnefarth muss der Chef Teil des Teams sein, aber er muss zum Beispiel nicht zwangsläufig an den Maschinen arbeiten können. Da nimmt er sich auch bewusst raus und kümmert sich um Organisation und die Weiterentwicklung seines Betriebs.

Inspiration holt er sich dazu bei anderen Schreinereien, zum Beispiel über Erfahrungsaustausch (ERFA)-Gruppen.

Als nächsten großen Schritt plant er, die Digitalisierung und Vernetzung in seiner Schreinerei voranzutreiben.

Schreinerei Rönnefarth GmbH & Co. KG

53507 Dernau

www.holzwuermer24.de

Technologiepartner

www.endress-feuerungen.de

www.baunach.net

www.homag.com

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